Stoppt endlich den Olympia Scheiss!
19
März
Es gibt wohl Schlimmeres als gekränkte Sportlerseelen: Nämlich einem totalitären und menschenrechtsverachtenden System die Möglichkeit zu geben, sich weltweit als guten Gastgeber zu gerieren und so Sympathien zu erschleichen. Mit etwas Weitsicht hätte man die Spiele nie nach Peking geben dürfen, denn Menschenrechtsorganisationen beklagen nicht erst seit den jüngsten Unruhen in Tibet die Willkür und die rücksichtslose Expansionspolitik Chinas.
Ganz klar: BOYKOTT!
Wie das Olympia Logo für Peking entstand:
Hi Christoph,
ich stimme Dir zu, dass die Vergabe der Spiele an China nicht weitsichtig war und es wichtigeres als Sport gibt. Ein Boykott könnte auch der Kommerzialisierung der Olympischen Spiele entgegenwirken und den alten griechischen Usus von einer kriegfreien Zeit während der Spiele neu beleben,
aber ein Boykott ist nur eine Ausrede keine echten Aktionen gegen Chinas Menschenrechtsverletzungen zu ergreifen. Richtige, auch die eigene Volkswirtschaft schmerzende, Aktionen wie einen Handelsboykott gegen China ist niemand bereit umzusetzen. Die Sportler und die Olympischen Spiele werden bei einem Boykott nur als Marke genutzt, die Aktivität vortäuschen soll und sind ein Musterbeispiel für Scheinheiligkeit.
Wenn man eine solche Schein-Aktion machen will, sollte sie wenigstens drastischer ausfallen, z.B. einem Entzug der Spiele durch den IOC. In Sydney dürfte es noch genug Infrastruktur zum Ausrichten geben. Ein kompletter Ausfall der Spiele wie 1940 und 1944 könnte zumindest historisch ein gewisses Bewusstsein schaffen, was 2008 passiert ist.
Ein Boykott sorgt dafür dem System die Plattform zu entziehen und das dürfte wirkungsvoll sein. Die erste deutsche Athletin zeigt sich bereits nachdenklich:
Stabhochspringerin Battke plant Protest bei Olympia
Was der Artikel, den Du verlinkst nicht erwähnt, ist, dass Battke vor dem Start des Wettbewerbs unter Androhung des Ausschlusses von den Kampfrichtern gezwungen wurde, die Aufschrift „Stop Doping“ wieder zu entfernen. Soviel zu Sportpolitik und Protestaktionen. 🙁
Ich halte das Argument der Gegenseite, dass die Spiele ja den Journalisten die Möglichkeit zur kritischen Berichterstattung bieten, nicht für vollkommen an den Haaren herbeigezogen. Wenn ich aber sehe, wie China derzeit die mediale Abschottung Tibets betreibt, bedenke, dass die dortigen Ereignisse zunehmend von Seite 1 der Zeitungen verschwinden und den Hurrajournalismus der gerade während sportlicher Großereignisse betrieben wird nicht vergesse, gelange auch ich zu einer pessimistischen Einstellung.
Mit der richtigen Portion Zynismus könnte man natürlich die unbedingte Teilnahme an den Spielen dadurch legitimieren, dass das chinesische Regime durch die Spiele zu einem milderen Vorgehen und einigen Begnadigungen gezwungen wird und die Bestrafungen und Hinrichtungen erst nach den Spielen beginnen, so dass die Opfer noch zwei Monate schöner Lebenszeit mehr haben. Aber so zynisch sind unsere Politiker ja nur, wenn sie nicht aufpassen. (Ich entsinne mich da an einen ehem. Generalsekretär, ehem. Parteivorsitzenden und ehem. Arbeitsminister, der nachdem er Soldaten in den Krieg und den potentiellen Tod geschickt hat, darauf mit einem Glas Sekt anstoßen wollte.)
Ich bleibe zwiespältig, was den Boykott anbelangt, denn gerade die Spiele bieten auch die Gelegenheit zu Protesten, sowohl durch Athleten als auch durch Chinesen und nicht nur als Plattform zur Darstellung von China als heiler perfekter Welt.
Spiele nach China zu vergeben hat u.a. auch mit Diplomatie zu tun, der lange mühselige Weg, um einen Demokratisierungsprozeß in Gang zu setzen. Die Chinesen sind ein Volk, wo Veränderungen immer sehr langsam stattfinden. Was wurden nicht alles für Szenarien erhoben, als es um die Rückgabe von Hong Kong ging. Und was ist passiert ?
Letzlich hat die Strategie der Einbeziehung von nichtdemokratischen Ländern in Prozesse ( bsw. wie die Vergabe sportlicher Großereignisse, die dadurch auch bewußt zu poitischen Zwecken genutzt werden ) auch zur Öffnung des Ostblocks dazubeigetragen, weniger der kalte Krieg. Dass mit der Vergabe nach Peking auch ein grosses wirtschaftliches Kalkül aller Entscheidungsträger verbunden ist, steht natürlich außer Frage.
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Wie werden mal anfangen Demokratie zu spielen! Ich werde demnächst ein Abstimmungstool in den Header oder die Sidebar einbauen und dann bis zu den Spielen laufen lassen. Die aktuellen Ereignisse werde die Abstimmung sicherlich beeinflussen!
Hallo Thomas,
ob die Vergabe sportlicher Großereignisse in der Vergangenheit für eine Demokratisierung der Systeme gesorgt hat, wage ich doch anzuzweifeln. Man denke nur an 1936.
Was den Wechsel von Systemen anbelangt muss ich auch sagen, dass China den Wechsel zum Kapitalismus ziemlich schnell hinkriegt 😉
Die Öffnung des Ostblocks war m.E. insbesondere wirtschaftlichen Zwängen geschuldet. Der Prozess konnte wie Du schreibst deshalb erfolgreich sein, weil eine Politik der Annäherung betrieben wurde. Diese kann man durchaus auch im Falle Chinas akzeptieren, aber irgendwo hat sie auch ihre Grenzen, und wenn ich mir das Verhalten des chinesischen Regimes bei der Unterdrückung der tibetischen Proteste anschaue, sind diese m.E. deutlich überschritten worden.
Die Spiele zu boykottieren halte ich dennoch vor allem für ein Zeichen der Hilflosigkeit des Westens bzw. des fehlenden Willens zu helfen.
Was haltet ihr von einem Protestlauf um die Alster am Dienstag um 18 Uhr, um unserer eigenen Hilflosigkeit etwas entgegenzusetzen?
Also für einen Laufblog bringt Ihr gerade ziemlich viel Niveau rein 😉
Du hast angefangen 😉
Alles genau richtig so!
Hallo, Clemens, 1936 ist ein Kapitel, was imho nicht als Vergleich taugt, auch wenn es derzeit häufig als Argument zitiert wird. Wenn ein Boykott erfolgen würde, wäre nach zwei Wochen Diskussion das Tagesgeschäft wieder vorrangig in der Öffentlichkeit. So aber bleibt der Focuss mindestens bis zum Ende der olympischen Spiele auf China, bzw Tibet. Ob der olympische Gedanke danach SOFORT etwas positives bewirkt, ist fraglich, die Winterspiele in Sarajewo 1984 und der folgende Balkankrieg haben uns das Gegenteil gelehrt.
Ich wäre auch für einen Protestlauf um die Außenalster. Mal was anderes und bekanntes aus vergangenen Tagen…
😉
Es werden immer mehr, die über einen Boykott nachdenken:
Olympia-Ikone Schüller für Boykott der Eröffnungsfeier
Ich habe jetzt rechts in die Sidebar in der Artikelübersicht ein kleines Tool zum Abstimmen (pollen) eingefügt. Wenigstens hier können wir demokratisch sein! Es kann jeder nur 1x abstimmen!
Sobald ich das CSS umgebaut habe wir es auf der Hauptseite erscheinen und hoffentlich auch weiteren Zuspruch erfahren! Selbstverständlich werde ich das ankündigen… und nun los!
Hi Ingo,
Treffpunkt beim Hammer Park zwecks Umkleidekabinen oder beim Jungfernstieg zwecks Erreichbarkeit? Ich weiß, eigentlich sind die Ostermärsche ja rum, aber wir wollen laufen und nicht marschieren!
@Thomas: Das 1936 ein eigenes Kapitel stimmt sicherlich, aber wie Du mit 1984 selbst beschreibst, gibt es hier einfach keine Generallösung. Deswegen tue ich mich hier auch so schwer, zu einer klaren Meinung zu finden.
Wenn ich mitbekomme, wie manche Bilder von den Medien (auch den westlichen) umfunktioniert werden, wird die eigenen Meinungsbildung nicht leichter. Wenn ich gleichzeitig Bilder aus Chinas offizieller Berichterstattung sehe, die zwanghaft gestellt wirken, kann ich aber nicht glauben, dass die merkwürdige Berichterstattung der ersten Tage der alleinige Grund für die totale Abschottung gegenüber westlichen Medien ist und mache mir nur noch mehr Sorgen um die Menschen in Tibet.
Wenn ich sehe, welchen Stellenwert Sport in der medialen Berichterstattung und zumindest in meiner Medienrezeption einnimmt, glaube ich, dass ein Boykott oder ein Entzug der Spiele (wo ist diese Möglichkeit in der Abstimmung, Christoph?) durchaus länger als ein paar Wochen im Gespräch wäre. Insofern wäre das evtl. durchaus ein gangbarer Weg, aber m.E. nur einer bei dem man versucht, die Sportler zu instrumentalisieren, um ernsthaften Konsequenzen aus dem Weg zu gehen.
Moin!
Egal wollte keiner stimmen. Das passt ja auch nicht zu so politischen Läufern, daher habe ich es jetzt auf „Entzug“ gesetzt“.
Das Olympiajahr wird seit jeher als ein Jahr des Friedens betrachtet. Auch diese gute, alte Tradition missachten die Chinesen auf ihrem eigenen Territorium…
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So das Abstimmungstool ist jetzt oben rechts auf der Startseite unter der Uhr. Mal sehen ob wir eine repräsentative Umfrage hinbekommen… Bisher sind ja nicht allzu viele Stimmen eingegangen!?!
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Es wird Zeit daß Firmen wie Coca-Cola, Adidas,Mac Donald Volkswagen und die anderen 37 Sponsoren Reagieren bzw. die Verbraucher die Produkte meiden wenn Sie es nicht tun. Denn ohne die Milliarden sieh China alt aus..
Das ist richtig, doch noch wird wohl an den kommerziellen Erfolg geglaubt. Ich bin ziemlich sicher, dass man uns 4 Wochen schönsten Sport im schönen China vorsetzen wird ohne irgendwelche Nebengeräusche und kritische Kommentare. The show must go on!
Weg mit Olympia, weg mit China!
Die Würde des Menschen ist unantastbar!
Das chinesische Regime ist nicht anderes als eine real existierende Menschenrechtsverachtung.
Und die Art und Weise wie Tibet von der Weltpolitik kaltgestellt wird ist an Erbärmlichkeit nicht mehr zu überbieten.
Vor solchen Leuten, Präsidenten und Merkeln kann ich nu noch speihen.
Deutliche Worte, wobei ich „weg mit China“ doch für etwas übertrieben halte…